Während meiner Yoga-Lehrer Ausbildung hatte ich eine Dozentin, deren Verhalten den Schülern gegenüber mich sehr inspiriert hat. Mir ist immer wieder aufgefallen wie viel Akzeptanz Sie den Schülern entgegen bringt. Jede Schülerin wurde gleichbehandelt und hat Raum bekommen, um so zu sein wie man ist. Wertfrei und ohne Vorurteile ist meine Ausbilderin jedem entgegnet. Ich fand das sehr faszinierend, vorallem weil es mir oft schwer fällt nicht zu vergleichen und wertfrei mit anderen umzugehen. Es hat mich allerdings so inspiriert, dass ich dieses Verhalten lernen wollte, um meinen Schülern später einen ähnlichen Respekt erweisen zu können. Zunächst konnte ich mein persönliches Verhalten allerdings nur beobachten und reflektieren. Ich habe zunächst nicht verstanden wie man ander so sein läst wie sie sind ohne über Sie zu urteilen oder deren Verhalten mit dem eigenen oder anderen zu vergleichen. Das Thema hat sich für einige Zeit immer wieder bemerkbar gemacht und vom Prinzip, also in meinem Kopf, habe ich es verstanden, aber ich konnte es noch nicht leben. Bis heute. Denn durch Zufall habe ich mich mit dem Begriff "Toleranz" beschäftig und einen Artikel gelesen in dem Toleranz folgendermaßen beschrieben wird:
"Toleranz ist die Fähigkeit, andere Meinungen, Überzeugungen, Ansichten, Lebensweisen und Lebensstile zuzulassen." Das Lustige an der ganzen Sache ist, dass ich das was in dem Text stand alles schon wusste, aber in dem Moment als ich es gelesen habe hat es einfach auch in meinem Herzen klick gemacht. (When the student is ready, the teacher appears). Das ist vielleicht nicht für jeden ganz so eine neue Erkenntnis wie für mich, aber ich habe mich bis dahin mit diesem Begriff nie so intensiv auseinandergesetzt und deshalb war der Aha-Effekt umso größer. Ich konnte das Kind endlich beim Namen nennen. Wenn man andere so akzeptieren möchte wie Sie sind muss man Ihr Verhalten, Ihre Eigenarten ihre Lebensweisen und so weiter tolerieren. Das heißt erkenne, dass deren Sichtweisen vielleicht nicht ganz den eigenen entsprechen, aber sie trotzdem so Ihre Berechtigung haben und gut sind. In dem Artikel wird auch gesagt, dass Respekt und Hochachtung eine Folge von Toleranz sind. Erst wenn man jemanden tolerieren kann, kann man ihn irgendwann respektieren oder ihm hochachtung schenken. Bei der Hochachtung konzentriert man sich auf die Gemeinsamkeiten, statt auf die Unterschiede und kann dem anderen Gegenüber dadurch den nötigen Respekt zollen.
Die Geschichte geht aber noch weiter. Später am Abend habe ich mit meiner Mutter über diese drei Begriffe gesprochen, weil es mich interessiert hat wie sie es lebt bzw. versteht. Nachdem die Definitionen geklärt waren, hat Sie gesagt, dass es für Sie zwischen Toleranz, Respekt und Hochachtung keinen Unterschied gibt. Wenn man jemanden voll und ganz toleriert, dann zollt man ihm auch Hochachtung und Respekt. Desweiteren hat sie gesagt, dass sie stets dankbar ist, wenn jemand anders ist als sie, denn dadurch kann sie für sich herausfinden wer sie ist und wer sie gerne sein möchte oder auch nicht sein möchte.
Ich möchte diese beiden Punkte noch einmal näher erläutern. Also zunächst der Zusammenhang zwischen Toleranz, Respekt und Hochachtung. Der Grund warum ich diesen Ansatz so unglaublich toll finde ist, wenn man, wie in dem Artikel, sagt Toleranz kommt vor Respekt und Respekt kommt vor Hochachtung, dann besteht automatisch eine Art Vergleich. Man vergleicht zum Beispiel welchen Menschen kann ich Tolerant gegenüber sein und wem schenke ich meine Hochachtung. Heißt das aber nicht das ein Mensch besser oder schlechter ist als ein anderer? Dann werte ich ja doch. Aus diesem Grund finde ich den Ansatz meiner Mutter alle drei Werte auf einer Ebene zu sehen sehr stimmig. Höchstes Ziel sollte es sein, jedem Menschen Hochachtung zu schenken, ganz egal wer es ist, wo er oder sie herkommt und was die Hintergründe oder die Religion sind. Ich habe meine Mutter dann gefragt was sie macht bei Menschen, bei denen es mir zum Beispiel schwer fällt Respekt entgegen zu bringen und besonders Hochachtung vor ihr zu haben. Daraufhin meinte meine Mutter: "Ich habe trotzdem Hochachtung vor Ihnen, denn Sie zeigen mir wer ich bin, was ich möchte und wie ich nicht sein möchte, dafür bin ich sehr dankbar." Um das besser zu verdeutlichen komme ich noch einmal zu dem zweiten Punkt, dass man dankbar sein soll wenn andere anders sind als man selbst. Diese Erkenntnis war so ein großer Aha Moment für mich, dass ich ihn einfach teilen muss.
Wenn man einem Menschen begegenet, der anders ist als man selbst. Man kann das Handeln und die Sichtweisen absolut nicht nachvollziehen, warum sollte man dieser Person Hochachtung schenken, ja Ok vielleicht schafft man es sie zu tolerieren aber Hochachtung ...?...Nein danke, doch nicht bei der/dem! Wenn man aber von dem Standpunkt meiner Mutter ausgeht kann man es folgendermaßen sehen. Man trifft jemand, der komplett anders ist als man selbst aber statt zu resignieren und zu sagen es ist sinnlos wie kommen nicht auf eine Wellenlänge mal hinzuschauen, was diese Person einem geben kann. Was man in dem Spiegelbild sieht. Was mag man nicht? Warum mag man es nicht? Will man selbst lieber auch so sein wie die Person oder zeigt die Person einem vielleicht eher wie man eben nicht sein möchte. Man kann so viel über sich selbst lernen, wenn man andere so sein lässt wie sie sind und stattdessen schaut was möchte man selbst. Möchte ich so sein wie diese Person oder bin ich vielleicht doch froh ICH zu sein. So wie ich bin. Inspiriert diese Person mich, gibt es vielleicht tatsächlich Dinge die ich gerne lernen möchte oder zeigt sie mir doch eher wie ich nicht sein möchte. "DANKE DASS DU MIR ZEIGT WER ICH BIN UND WER ICH GERNE SEIN MÖCHTE" . "Ich habe Hochachtung vor der Person die du bist, weil du mir in deinem so sein wie du bist, zeigst wer ich bin" Diese beiden Sätze bedeuten mir sehr viel und haben meine Sichtweise auf die Andersartigkeit der Menschen sehr verändert. Seit dieser Erkenntis kann ich meine Yoga-Lehrerin noch besser verstehen und endlich habe ich verstanden, wie man andere toleriert und respektier bzw. Ihnen Hochachtung entgegen bringt. Ich werde diese neue Erkenntnis weiter beobachten und freue mich jetzt schon auf viele weitere Aha-Momente in meinem Leben.
Peace Out
Live Love Laugh
Kimberly